Sonntag, 14. Oktober 2007

Tag 11 - Varanasi

Nun waren wir endlich in der (laut Werbebroschüren) ältesten Stadt Indiens angekommen. Varanasi, direkt an der Mutter Ganga gelegen, ist den Hindus als Pilgerstätte hochheilig. Die Stadt zieht daher seit nahezu Urzeiten Herrscharen an Wallfahrern und Sinnsuchenden an. Zudem ist sie als Ort für die Verbrennung von Verstorbenen berühmt. Die Asche der Toten wird anschließend dem Ganges überführt. Wer immer in Varanasi stirbt, erlangt dem Glauben zu Folge sofort die Erlösung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten. Wenn die Asche auch von an anderen Orten Verstorbenen nach ihrer Verbrennung hier in den Fluss gestreut wird, hat dies ein besseres Karma (Einfluss auf das nächste Leben) zu Folge.
Ein weiteres wichtiges Ritual ist ein Bad der Gläubigen in den heiligen Fluten des Ganges, das den Lebenden Reinheit verschafft. Zu allen Tageszeiten sieht man daher betende und badende Hindus an die so genannten Ghats (Uferanlagen, die durch Stufen direkt an den Fluss heranführen) herbeiströmen. Besonders eindrucksvoll ist das Ganze in den frühen Morgenstunden bei Sonnenaufgang. Aus diesem Grund sind wir in aller Herrgottsfrühe aufgestanden, um ein Boot zu mieten und auf den Ganges hinauszufahren. Den sehr sehr kleinen Augen bot sich dann, begleitet von anderen Booten, auf denen Souvenierverkäufer ihrem Business folgeten, ein unvergesslicher Anblick.
Am Nachmittag besuchten wir dann das Ganga Preservation Centre, das von der dortigen Universität geführt wird. Diese Institution hat zur Aufgabe Daten über den aktuellen Verschmutzungsgrad des Flusswassers zu sammeln, die Hauptgründe für die Verunreinigungen ausfindig zu machen und die betroffenen und verursachenden Menschen im korrekten Umgang mit dem Wasser zu schulen. Der Ganges ist nach Aussagen der unzähligen Messstellen in und um Varanasi so stark verschmutzt, dass ein Bad eigentlich gesundheitsschädlich sein müsste. Dass die Menschen, die sich alltäglich in ihm waschen, dennoch nicht erkranken, ist um so mehr erstaunlich. Vielleicht ist die Mythologie der Schlüssel dazu... Oder das Immunsystem...
Danach teilte sich unsere Reisegruppe. Während die einen in die Stadt oder das Hotel zurückmarschierten, besichtigten andere noch einmal die Ghats von Landseite und wohnten einem Verbrennungsritual mitten in der Stadt bei. Danach hieß es dann "Baden für alle!" in dem eher warmen als kalten Wasser des Hotelpools, was dennoch eine angenehme Erfrischung und jede Menge Spaß bedeutete. Das Team um Prof. Malcherek gewann dann auch eindeutig das Wasserballmatch, was lautstark gefeiert wurde...